#hbfkoeln: Diskussion im Reliunterricht

shapeimage_2

Zugegeben, die Überschrift lässt etwas anderes erahnen, aber in diesem Post geht es mir vor allem darum zu zeigen, wie schnell und einfach man mit digitalen Medien und Internet seinen Unterricht zeitnah thematisieren kann. So ist das ja manchmal mit Überschriften in den Medien 😉

Gerade, wenn man aktuelle Ereignisse im Unterricht behandeln will, ist die Nutzung des Netzes unumgänglich. Wiki- oder Blogseiten, auf denen ich Informationen, die ich den Lernenden geben will, für die jeweilige Stunde vorstrukturiere, leisten mir dabei sehr gute Dienste, sind im Handumdrehen erstellt und als Material über das Internet zugänglich. Und die Schüler können diese Plattformen dann im Laufe der Stunde selbst weiter bearbeiten und zusätzliche, von ihnen gefundene Informationen, Meinungen, Kommentare und multimediale Inhalte ergänzen. Gerade bei aktuellen Ereignissen ist das eine großartige Möglichkeit, um im Unterricht direkt darauf Bezug zu nehmen – theoretisch kann man eine solche Seite morgens in der Bahn per Smartphone oder eben in der Freistunde vor der eigentlichen Stunde erstellen.

Am letzten Ferientag der Weihnachtsferien habe ich den Artikel „Silvestermob und Gegenmob“ von Sascha Lobo auf Facebook gefunden. Ich hatte in den Tagen nach Silvester 2016 viel zu den schrecklichen Übergriffen, die am Kölner Hauptbahnhof statt gefunden haben, gelesen. Sascha Lobo bringt in seinem Text Vieles gut auf den Punkt – auch wenn ich in einigen Passagen nicht ganz bei ihm bin. Aber viel wichtiger: Der Artikel motivierte mich dazu, meinen ursprünglichen Plan für die erste Religionsstunde in Klasse 8 im Jahr 2016 am ersten Schultag, an deren Vorbereitung ich gerade saß, spontan zu ändern und das Thema #hbfKoeln aufzugreifen.

Die Lerngruppe in der 8 hatte sich bereits im letzten Jahr mit der aktuellen Flüchtlingsproblematik beschäftigt. Die Schüler haben in Kooperation mit meinem Musikkurs in der  Stufe 12 kurze Comicfilme erstellt, mit denen Flüchtlingskinder deutsch lernen können. Auf dem Blog der Klasse 8 kann man die Ergebnisse ansehen und hören. Umgang mit Konflikten war ebenfalls schon Thema in der Klasse im Rahmen des Religionsunterrichtes.

Die Schüler sind durch langjährige Arbeit mit dem Netz versiert darin, selbstständig zu arbeiten, Quellen zu bewerten, konstruktiv zu diskutieren und auch Kommentare in sozialen Medien einzuschätzen und zu bewerten und sich eine eigene Meinung zu bilden. Dazu nutzen wir schon seit der Klasse 5 die iPads der Schule und haben als Lernplattform das Schulwiki der Stadt Köln und einen eigenen Klassenblog in Gebrauch.

Beste Voraussetzungen, das vielschichtige Thema der Übergriffe auf dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingsdebatte zu diskutieren, wie ich finde.

Mir war es wichtig, den Schülern einen Überblick zu verschaffen und zu zeigen, wie sie sich selbst weiter informieren können, aber auch ihnen Raum zu geben für offene Fragen, Ängste und und Diskussionen.

Linksammlung im Kurswiki:

Screenshot 2016-01-09 01.11.35

Im Kurswiki habe ich deshalb zunächst einige Artikel, die die Geschehnisse von unterschiedlichen Blickwinkeln aufgreifen verlinkt. Zunächst sammelten wir im Gespräch Fakten, die den Schülern bereits aus den Medien bekannt waren. Dann hatten die Schüler Gelegenheit, die auf dem Wiki verlinkten Artikel zu lesen und weitere Artikel zu finden und wiederum im Wiki zu verlinken.

Im Etherpad sammeln die Schüler ihre Gedanken:

Screenshot 2016-01-09 01.11.58

Ein Etherpad war auch im Wiki verlinkt – das machen wir eigentlich immer, denn es eignet sich gut dazu, schnell ein paar Gedanken aufzuschreiben und für alle transparent zu machen.

Twitter war neu in diesem Setting. Wir hatten zwar das ein oder andere Mal Twitter im Unterricht genutzt, dann aber nur, um z.B. einen Post von unserem Blog zu teilen, oder dem Papst etwas zu twittern 😉

Die Twitterwall:

Screenshot 2016-01-09 01.11.21

Für diese Stunde hatte ich eine Twitterwall ins Wiki eingebunden. Das geht recht einfach. Im eigenen Twitteraccount erstellt man ein sogenanntes Widget (das findet man bei den Einstellungen) und den mit dem Widget verbundenen Zahlencode kann man dann im Wiki mit dem entsprechenden Befehl einbinden.

Die Twitterwall diente uns als zusätzliche Informationsquelle, aber auch, um zu beurteilen, wie aufgeheizt und kontrovers, aber auch offen provokativ die Diskussion hier schon teilweise abläuft. Wir lasen einzelne Tweets und lernten dabei auch die Funktionsweise von Twitter, mit Hashtags, Retweets, Reply und Fav. ein wenig kennen.

Die Schüler wollten dann auch einen eigenen Tweet posten. Da unsere iPads alle einen Account besitzen war das kein Problem. Wir formulierten den Tweet in der Großgruppe und ein Schüler postete ihn dann.

Screenshot 2016-01-09 01.16.48

Twitter

Den Kurznachrichtendienst Twitter nahmen wir dann auch zum Anlass, die Diskussion auf die Kommentare und generelle Kommunikationskultur in den sozialen Netzwerken zu lenken.

Wir kamen zu dem Schluss, dass es immer wichtig ist, sich grundlegend zu informieren und genau zu überlegen, bevor man etwas postet. Wenn man auf Twitter, Facebook oder WhatsApp Reaktionen auf seine Posts erhält, die vielleicht provozieren sollen, ist es ratsam nicht unbedingt gleich, oder eventuelle vielleicht auch garnicht zurück zu schreiben. Zumindest sollte man immer an der Sache orientiert sein und Emotionen möglichst aus der Argumentation heraus lassen, so die Meinung der Schüler, die ich sehr gerne teile.

Insgesamt war dies eine sehr spannende Stunde mit offener Diskussion. Ich hoffe, dass die Schüler nun die Möglichkeit haben, differenziert mit Meinungen in den Medien und Netzwerken umzugehen und entsprechend zu argumentieren und zu reagieren. Die Diskussion in der Stunde war sehr offen und reflektiert und die Schüler fanden es gut, sich auch selbst informieren zu können und Unklarheiten zwischen Peers oder in der Gruppe direkt besprechen zu können.

Und auch im Hinblick auf die Entwicklung von Medienkompetenzen und Verhalten im Netz ist eine solche Arbeitsweise immer ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.

#hbfkoeln: Diskussion im Reliunterricht

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.