Am 7.7.2016 bin ich genau 7 Jahre auf Twitter, wie mir soeben mitgeteilt wurde:
Spannend! Die Frage ist natürlich, was hat das gebracht? War es Zeitverschwendung, Ablenkung, oder hatte es sogar diesen vielbeschworenen „Mehrwert“, von dem alle sprechen, wenn es um Internet und digitale Medien und vor allem deren private oder gar berufliche Nutzung geht? #ironieOff
Aber fangen wir ganz vorne an:
Der erste Tweet:
Der erste Tweet ging tatsächlich an @LisaRosa. Und konkret ging es um eine Fortbildung, die ich damals als Mitglied der Steuergruppe meiner Schule, der Kaiserin-Augusta-Schule in Köln, geplant hatte. Bei der Fortbildung für das gesamte Kollegium, am 11.11. 2009 ging es übrigens nicht um Karneval (der steht an einem 11.11. in Köln nämlich eigentlich im Vordergrund), sondern um Web2.0 (also doch Karneval?;)
Das waren die zarten Anfänge als Twitterer. Hashtags konnte ich damals noch nicht. Dass man Punkte vor Twitternamen zu Beginn des Tweets schreibt, um einen größeren Adressatenkreis zu erreichen, wusste ich auch noch nicht. Aber heute, 7 Jahre später hat es sich ganz gut entwickelt: Ich bin Twitterprofi 😉
Denn am 7.7.2016, also an meinem 7. Twittergeburtstag, habe ich die Grenze von 13000 Followern geknackt – für einen normalen Lehrer schon mal nicht schlecht, zumal in einem Land wie Deutschland, in dem Soziale Medien von bildungsnahen Schichten ja immer noch gewissermaßen als Spielzeug und Zerstreuung abgetan werden. Da ist Deutschland allerdings leider europaweit und auch weltweit gesehen alleine, der Spiegel nennt uns Deutsche sogar „Social-Media-Muffel“.
Aber: Dranbleiben!
Was hat es gebracht?
Mir persönlich hat Twitter sehr viel gebracht und der zeitliche Mehraufwand hat sich in jedem Fall gelohnt. #bäm! Ich frage mich schon, was an die Stelle des Netzwerkes tritt, wenn es nicht mehr existiert? Zur Zeit experimentiere ich gerade mal wieder mit Snapchat. Zugegeben, ganz andere Plattform und anderes Medium, aber auch ähnlich wie Twitter: Schnell und flüchtig – oder liest von Euch jemand die Tweets von vorgestern?
#PersönlichesLernnetzwerk
Das ist es tatsächlich, was Twitter für mich zum Großteil ausmacht. Ich lerne täglich dazu, finde neue Anregungen und Inspirationen. Dazu muss ich sagen, dass ich selbst vielen Twitterern folge, z.Zt fast 9000. Dies auch aus Höflichkeit: Wer mir folgt wird zurückverfolgt, wenn es passt. Selbstverständlich kann ich nicht die gesamte Timeline lesen. Ich filtere in der Regel nach Hashtags, nehme an Twitter-Chats aktiv oder lesend teil, oder erhalte viele Neuigkeiten auch durch Mentions, d.h. meine Follower teilen aktiv „ihre“ Neuigkeiten mit mir.
Um den Überblick zu behalten hilft mir Tweetdeck auf dem Rechner.
Ich nutze Twitter aber vor allem und sehr gern per App auf dem Smartphone, zwischendurch, in Pausen, bei Veranstaltungen, einfach wenn es passt. Die Nutzung auf dem Smartphone hat auch den entscheidenden Vorteil, dass man die integrierte Kamera nutzen, und so Photos oder Videos direkt live per Twitter teilen kann.
#Hashtags und #Accounts
Hashtags sind eine zentrale Sache bei sozialen Netzwerken und insbesondere auf Twitter. Sie sammeln alle Tweets zu aktuellen Themen oder sie etablieren sich im Laufe der Zeit zu wiederkehrenden Themen und machen Tweets besser auffindbar. Und natürlich helfen sie, die auf 140 Zeichen begrenzte Länge eines Tweets um ein Thema zu erweitern. Hashtags, die mich besonders interessieren sind z.B. #MakerED, also MakerEducation, #mLearning (mobiles Lernen), #OER, was für Open Educational Ressources steht und die Hashtags spezieller Twitterchats für Lehrer, wie #EDchat, #Satchat und, der von mir selbst zusammen mit @HerrLarbig vor 3 Jahren gegründete #EDchatDE.
Viele Inspirationen erhalte ich vor allem aus den USA, denn dort ist die Twittercommunity der Lehrer sehr viel größer und aktiver. Ich kann die Accounts der Toptwitterer dort garnicht alle aufzählen und schließlich muss man auch selbst entschieden, was passt. Ich empfehle hier @ShellTerrell, @AliceKeeler, @TomWhitby, @Sjunkins, @CoolCatTeacher, aber das ist wirklich nur eine ganz kleine Auswahl.
Unter den deutschen Twitterern habe ich vor allem die Moderatorinnen und Moderatoren und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des #EDchatDE auf meiner Liste.
#Vernetzung
Tatsächlich ist Twitter durch seine Offenheit und die Zeichenbegrenzung auf 140 Zeichen für mich perfekt, um mit anderen Menschen mit ähnlichen, vornehmlich Bildungsinteressen in Kontakt zu kommen. Dies geschieht auf einfach Art und Weise, mit flachen Hierarchien und direkt. Da kann es auch schon mal sein, dass man mit der Bildungsministerin @SylviaLoehrmann ins „Gespräch“ kommt, oder mit der @Telekom_Hilft über schlechte Netzverbindungen beim Bloggen im Zug schwadroniert. Und vor allem tauscht man Informationen rasch, kurz und bündig und Zeit und Ressourcen sparend aus.
Über Twitter habe ich mittlerweile Kontakt zu Menschen – und da bin ich mir sicher, die ich sonst niemals kennengelernt hätte. Kontakte aus allen Bereichen, sei es zu Lehrern wie Du und ich, die an einer normalen Schule irgendwo in Deutschland unterrichten bis hin zu Bildungspolitikern, Kultusministern, Professoren, Institutionen, Stiftungen usw.
Viele der Menschen, die ich auf Twitter kennengelernt habe, kennen ich nun auch im sogenannten „Real Life“, mache Projekte mit ihnen oder zähle sie mittlerweile zu meinem Freundeskreis.
#KeepItReal
Natürlich funktioniert Twitter nicht wie ein Schwamm – man kann und soll Informationen nicht nur aus Twitter „heraussaugen“ – nein, richtig spannend wird es erst, wenn man selbst Inhalte erstellt. Ich finde es spannend, zu sehen, wie die Follower auf Tweets reagieren. Neulich unterhielt ich mich mit den Twitterern der @BezRegKoeln Und wir entdeckten Parallelen: Tweets die rein fachlichen Content oder Links enthalten, werden, je nach Bedeutsamkeit gefaved oder retweetet, aber die wirkliche Interaktion passiert erst, wenn man auch mal Emotionen, Bilder oder Banalitäten teilt. Ich denke, hier kommt es auf den richtigen Mix an. Und man sollte authentisch bleiben, denn twittern ist, auch wenn es „im Internet“ stattfindet, ein Teil der immer mehr verschmelzenden, analogen und digitalen Lebenswirklichkeit mit ganz realen Auswirkungen.
Ich selbst – und vielleicht habe ich das auch schon als Vorwurf auf Twitter vernommen, bin dort eher positiv verstärkend unterwegs, gerne mit einem Augenzwinkern und Humor, twittere recht viel, auch manchmal etwas persönlicher. Dies entspricht auch meiner „realen Persönlichkeit“: Nicht missionierend, Best-Practice vorleben, kritisch, aber nicht kritisierend, freundlich, humorvoll und immer nachhaltig am Ziel dranbleibend.
Besonders spannend finde ich es, Menschen, die ich auf Twitter kennen gelernt habe, dann live zu treffen. Man weiß dann bereits viel voneinander, seinen persönlichen und beruflichen Sichtweisen, Projekten usw. und das erste Treffen wird nicht mit einem Handschlag, sondern oft schon mit einer freundschaftlichen Umarmung – wie bei alten Bekannten, begonnen („Turning a Handshake into a Hug“).
#FilterBubble
Ehrlich gesagt fühle ich mich deshalb auch vor allem unter US-Twitterern sehr wohl, denn da gibt es viele Parallelen. Und die #EDchatDE Community als zweite, große „Filterbubble“ gibt mir viel Rückhalt und bestärkt mich in meinem Tun, das nicht immer gerade einfach ist: #Change is a dirty job….. Der Blick über den Tellerrand der Filterbubble ist natürlich wichtig, aber ich denke, jeder Mensch hat seine eigene, persönliche Filterbubble, ob mit Twitter oder analog in Familie, unter Freunden oder mit Kollegen. #noDifference
#DigitalFootprint und professioneller #Mehrwert
Als Twitteruser mit vielen Followern kommt die Verantwortung. Mit 10 Followern schreibst Du anders, als mit 1000 oder 10000. Man sollte dies nicht überbewerten, oder gar überschnappen, aber ich denke, es liegt auf der Hand. Und es bietet eben auch die Chance, etwas zu verändern oder die „persönliche Sache“ weiter zu bringen. Das verhält sich natürlich auch mit einem erfolgreichen Blog so. Als Lehrer versuche ich ohnehin verantwortungsvoll und als Vorbild, aber auch authentisch in Netzwerken aufzutreten. Schimpfwörter sind absolutes #noGo, Rechtschreibung und Sprache sind mir wichtig, #hate oder #bashing gehen garnicht.
Und die Rechnung scheint aufzugehen. Viele, professionelle Kontakte, Engagements als Sprecher oder Blogger, Workshops, Webinare und auch berufliche Erfolge gehen auf das Konto meines Twitteraccounts.
Ich nenne in diesem Zusammenhang hier als Beispiele, ganz im Twitterstyle, einfach ein paar Hashtags und Accounts:
#bildungviernull, #oerkoeln, #DED15, #iwcgn15, @dgnrw, #BiDiWeKMK16, #DLForum15 und #DLForum16, #excitingEDU, @stifterverband, @BezRegKoeln, @nrwpunktDE, @unicologne, #appmusik15, #edchatDE, #ebookEVO, #coer13, #BiDiWe15, #rscon4, #30GoalsEDU, #vbmcamp
um nur Einige zu nennen.
#Twitterchats
Twitterchats sind speziell. Es gibt ja das ungeschriebene Gesetz, dass Twitter kein Chat ist. Und, dennoch gibt es viele Twitterchats, die unter einem speziellen Hashtag wöchentlich stattfinden. In den USA finden wir eine stattliche Anzahl von mehr als 300 Twitterchats für Lehrer. Stündlich kann man also zu einem anderen Thema mit anderen Lehrern twittern und diskutieren, Impulse erhalten und sich vernetzten. Ursprünglich war der o.g. #EDchat mein Favorit, aber mittlerweile bin ich eher der #Satchat-Fan. Die Community dort ist sehr gut und ich empfinde den Austausch und die Themen, sowie die Moderation als passend für mich. Hinzu kommt die Uhrzeit. Der Satchat findet in den USA in den frühen Morgenstunden an einem Samstag statt und durch die Zeitverschiebung ist dies bei uns dann Samstag, 13.30 Uhr.
#EDchatDE
Ganz besonders erwähnen muss ich hier den EDchatDE. Den ersten und immer noch einzigen deutschen Twitterchat für Lehrer, der seit September 2013 jeden Dienstag von 20 – 21 Uhr auf Twitter stattfindet. Er wurde, wie ich oben bereits geschrieben habe, nach dem Vorbild des US-amerikanischen Vorbild edchat von meinem Frankfurter Kollegen @HerrLarbig und mir 2013 gegründet und seitdem durchgeführt. Die US-amerikanischen Top-Education Twitterer @ShellTerrell, @TomWhitby und @web20classroom, die Gründer des Original EDchat gaben gerne ihr Einverständnis und unterstützten unsere Idee, den Chat „nach Deutschland“ zu bringen. Bis heute haben wir es nicht bereut, selbst viel dabei gelernt und den Chat mittlerweile als Marke etabliert. Seit Herbst 2015 haben wir den Chat um 2 Moderatorenteams erweitert.
Das #TeamSaar+ besteht aus den beiden saarländischen Moderatoren @M_Heusinger und @JochumPeter und der Übersetzerin @AliciaBankhofer (aus Österreich).
Zum #TeamDACH gehören @Lacknere (aus Österreich) und @UrsHenning (aus der Schweiz), sowie die Übersetzerin @seni_bl aus Deutschland.
Abgerundet wird das gesamte Team durch die beiden „Tweetsammlerinnen“ @frandevol, die auch schon fast von Anfang an dabei ist und @ma_y. Diese Beiden sammeln Woche für Woche alle Tweets ein, damit ich sie im EDchatDE-Wiki bereitstellen kann.
Und nicht zu vergessen das Team „Founders“ mit HerrLarbig und mir – ein eingespieltes, professionelles und routiniertes Team mit #flow. Fast von Anfang an mit im Team ist @Vilsrip, der als Übersetzer der Fragen ins Englische, sowie als Designer der #edchatDE Plakate und Badges fleißig mitarbeitet, selbst einige Chats moderiert hat und Fragen und Blogposts mitgestaltet.
Die Teams gehören fest zu meinem persönlichen Lernnetzwerk dazu, allen voran @HerrLarbig, mit dem ich nun seit 3 Jahren absolut produktiv und mit Spaß zusammen arbeite und der, auch privat zu einem guten Freund geworden ist.
Fazit: #TrySomethingNew
Wenn Du nun denkst, Twitter ist was für Dich, kann ich Dich nur ermuntern, es zu probieren. Vielleicht mal zu Beginn ein wenig lesen, dann mit Interaktionen starten und den Twitterern folgen, dessen Tweets und Themen Dich interessieren. Tipp: Twitter funktioniert nicht von selbst. Du musst schon ein wenig dranbleiben, aber es kann sich auszahlen, wie Du in meinem Fall gesehen hast.
Letztendlich gilt: #DuEntscheidest, ob und wie Du Twitter nutzt und, ob es etwas für Dich ist!
Viel Spaß dabei und #KeepMoving!