PokémonGo or No?

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Ja, ich spiele es auch. Als „innovativer Bildungskolonialist“ muss man das ja auch… #ironieOff
Seit dem 14.7. probiere ich mich wie Millionen anderer Nutzer an dem „Augmented Reality“ Game PokémonGo, dessen Hype ungebrochen ist, in meiner Landeshauptstadt Düsseldorf wurde deswegen sogar eine Brücke an der Kö gesperrt.
Zugegeben, obwohl ich #Gamification im Unterricht schon länger und gerne nutze und auch alle Apps und Spiele selbst ausprobiert habe, bin ich sozusagen ein „Saisonspieler“. Meist begrenzt sich die intensive Spielezeit bei mir auf die Sommerferien – da bietet es mir Zerstreuung und Spaß, aber es braucht eben auch Zeit, die ich sonst nicht zur Verfügung habe.
Und zugegeben: So ist es bei PokémonGo auch, aber auch irgendwie anders. Das lag wohl in der geschickten Verknüpfung des Spiels mit der „wirklichen Welt“, denn, um irgendwie voran zu kommen, muss man rausgehen und in der Natur spielen. Es gilt, die sogenannten Pokéstopps zu besuchen, in deren Nähe man virtuelle Bälle und sonstige Items einsammeln kann, die man braucht, um Pokémons damit einzufangen, die man auf seinen Spaziergängen findet. Von wegen auf der Couch oder vor dem PC hängen: Überall sieht man die Pokémonspieler durch die Gegend spazieren.

Kardiologen freuen sich schon, wie hier berichtet wird, aber auch Schreckensnachrichten wie z.B diese hier lassen nicht lange auf sich warten. Datenschutz ist natürlich ein Thema, der Verbraucherschutz hat die Firma Niantic deshalb sogar abgemahnt.

Wie immer ist an allem etwas dran:

Ohne zu Fuß unterwegs zu sein, kommt man im Spiel nicht weit. Spieler legen da etliche Kilometer zu Fuß zurück. Und dabei schaut man natürlich die ganze Zeit auf das Display – man könnte ja sonst eines der kleinen Monster übersehen, das zufällig irgendwo erscheint. Die App warnt zwar, dass man seine Umwelt im Auge halten und nicht während des Autofahrens spielen soll, aber wer liest schon solche Warnungen? Meldet man sich bei der App zum Ersten mal an, dann muss man zumindest auf seine Bewegungsdaten Zugriff gewähren und für den Login braucht man einen Google-Account. Ohne Bewegungsdaten funktioniert die App, wie viele andere Apps, die man auf dem Smartphone hat auch nicht. Setze ich meine Lehrerbrille auf, dann finde ich, gerade hier lässt sich ansetzen, und eine Diskussion über Datenschutz mit Schülern führen, aber nicht mit erhobenem Zeigefinger.

Ob sich das Spiel sinnvoll in Unterrichtsszenarien nutzen lässt, da bin ich mir nicht sicher. Klar gibt es da Ansatzpunkte. Ich habe selbst durch das Spielen in mir scheinbar bekanntem Terrain durch das Aufsuchen von Pokéstopps neue Dinge entdeckt, von denen ich vorher nicht wusste. Wie das geht? Die Pokéstopps oder Arenen sind in der Regel an Orten von besonderem Interesse zu finden.

Das können bestimmte Gebäude, Sehenswürdigkeiten, Street Art, Stolpersteine, Skulpturen und Baudenkmäler, aber auch  Restaurants oder Werbetafeln sein. In diesem Zusammenhang liegen ein paar didaktische Ansätze auf der Hand, vor allem gefällt es mir, außerschulische Lernorte aufzusuchen, dies mit einem beliebten Spiel zu verknüpfen und schülereigene Smartphones dazu einzusetzen. Spannender und einfach zu bewerkstelligen finde ich auch die Möglichkeit, über das Spiel und den offenen Umgang damit mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und hier im Bereich der Medienbildung und Medienerziehung ein Stück weiter zu kommen. Dazu ist es natürlich nicht schlecht, wenn man das Spiel selbst ein wenig kennt.

Gesellschaftsübergreifende Aspekte

Was ich spannend finde, ist die Tatsache, dass das Spiel nicht ausschließlich von Jugendlichen gespielt wird. Im Urlaub in der Fußgängerzone sitzend konnte ich viele Erwachsene beobachten, die mit ihrem Smartphone in der typischen Spielhaltung durch die Gegend schlenderten. Oder man sah Väter, die mit ihren Söhnen durch die Gegend spazierten und von ihnen zu Sehenswürdigkeiten = Pokéstopps geführt wurden. Dort wurden dann Bälle eingesammelt und gleich auch noch ein paar Informationen zur Sehenswürdigkeit gegoogelt. #reverseLearning

Ich selbst habe heute mit meinem Sohn eine nahegelegene Arena hier in unserem Wohnviertel in Köln eingenommen – auch eine besondere Erfahrung 😉

Vielleicht birgt das Spiel tatsächlich die Möglichkeit gesellschaftsübergreifend und vor allem altersübergreifend über ein Videogame ins Gespräch zu kommen und so der sogenannten Ü40 Generation den Reiz, der von solchen Games ausgeht nahezubringen? Wer weiß das schon.

Die US-amerikanischen Kollegen, die eher machen als problematisieren – ob das nun gut oder schlecht ist, kann ja im Kommentarfeld besprochen werden – haben natürlich gleich viele Ideen und Vorschläge, wie das Spiel die schulische Bildung bereichern oder gar revolutionieren kann. Hier sind einige Beispiele zusammengestellt.

Ich denke, dass der Hype bestimmt wieder abflaut, aber auch, dass das Spiel nicht ohne Auswirkungen bleibt. Bestimmt werden ähnliche Spiele oder Anwendungen entstehen, so wie PokémonGo ja eigentlich eine Weiterentwicklung des Spiels Ingress ist, bei dem es sich auch bedient, was die Ortskoordinaten der Pokéstopps und Arenen angeht. Und mit Sicherheit werden auch zusätzliche Services im Zusammenhang mit dem Spiel entstehen und letztendlich verdienen die Entwickler und alle, die gekonnt an den Erfolg des Spiels anknüpfen viel Geld – mit unseren Daten und eventuellen „In-App-Käufen“.

Es bleibt spannend – warten wir es erst mal ab, bleiben ruhig und vor allem wünsche ich euch:
Viel Spaß beim Spielen, denn das ist es ja, was PokémonGo vor allem erst einmal ist: Ein nettes und gelungenes Spiel! Und immer die Umgebung im Auge behalten… 😉

 

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